Geschichte Woche 9
Nach Lukas 5,1-11
Da bist du ja wieder. Na, hattest du eine gute Woche? Ich kann dir sagen, ich haben wieder eine Menge erlebt. Und ich bin auch nicht mehr allein mit Jesus unterwegs. Warum, das werde ich dir nun erzählen.
In der letzten Woche berichtete ich dir von der Versuchung Jesu. Ich dachte viel über das Erlebte nach und fand, es wirkte fast wie eine Vorbereitung. Als wollte Gott seinen Sohn für seinen Dienst hier auf Erden vorwarnen und ihn stärken. Aber eine letzte Weichenstellung fehlte noch und die kam heute.
Nachdem er gegessen und getrunken hatte, erhob sich Jesus und ging los. Er verließ seine Heimatstadt Nazareth. Hier war er groß geworden, seine Eltern und Geschwister lebten hier. Und nun brach er auf in die Welt. Naja, gut, die Welt war es nun auch nicht. Aber es war schon eine weitere Reise. Es ging nach Kapernaum. Diese Stadt lag einem wunderschönen See namens See Genezareth. Der Jordan, in dem Jesus getauft worden war, mündete in diesem See. Es gab dort sogar eine Synagoge. Ein malerischer Ort, in dem es ein buntes Treiben gab, mit Alten und jungen Menschen. Aber um die Aussicht zu genießen war Jesus nicht hier. Er hatte einen Auftrag und er begann dann auch sogleich damit. Er begab sich in die Synagoge und redete dort zu den Menschen. Seine Botschaft war klar und deutlich. Immer wieder sprach er:
„Es ist Zeit. Gottes Reich ist nahe. Deshalb kehrt um von eurem Lebenswandel. Wendet euch Gott zu. Tut Buße darüber, dass ihr euer Leben ohne ihn gelebt habt und glaubt an das Evangelium.“
Diese Nachricht schlug ein wie ein Bombe. Die Menschen wollten ihn hören und kamen in großen Scharen, nur um seinen Worten zu lauschen. Was er sagte, erreichte viele.
An diesem heutigen Tag ging er am See Genezareth entlang. Das Wetter war wunderbar, die Sonne strahlte vom Himmel und ein leichter Wind ließ die Palmen entlang des Ufers hin und her schwingen. Das Wasser glitzerte im Schein der Sonne und kleine Wellen brandeten immer wieder ans Ufer heran. Jesus blickte über den See und sah dort am Ufer kleine Fischerboote liegen. Ihre Besitzer standen in Stück weiter und waren dabei, die Netze vom ganzen Unrat zu befreien, dass sich auf ihrem Fischzug darin verfangen hatte. Eine Menge Muscheln, Algen und anderer Müll hatte sich in das Netz verirrt und bettelte nun darum, endlich wieder ins Wasser zu dürfen. Die beiden Männer kamen dem Wunsch der Gefangenen nach und mit Schwung wanderten die ungebetenen Gäste des Netzes wieder dorthin, wo sie hergekommen waren. Platsch, platsch, platsch. Eins nach dem anderen. Und genau auf diese beiden Männer ging Jesus zu.
Eine große Menschentraube hatte sich hinter ihm gebildet. Seit er mit sein Wirken hier begonnen hatte, konnte er kaum eine ruhige Minute finden, in der er einmal alleine war. Ich empfand das als ganz schön anstrengend. Ständig quasselnde Menschen um mich herum. Hier Geschrei, dort gerufe und dann das viele Gedränge. Überall an meinem Körper befanden sich schon blaue Flecken. Aber was sollte ich machen? Ich wollte bei Jesus sein und um ihn nicht zu verlieren, musste ich wohl oder übel in seine Manteltasche krabbeln und die vielen Stöße aushalten. Aber was machte Jesus denn jetzt? Er sprach den einen Mann an:
„Ist das dein Schiff?“
Der Mann blickte auf und schaute auf das Boot, das Jesus meinte. Er nickte müde. Jesus schien das schon gewusst haben, denn noch während der Mann seine Antwort gab, ging er auf das Boot zu und stieg ein. Ups, das war eine wackelige Angelegenheit. Was dachte sich Jesus nur dabei? Das Wasser war nass und nass wollte ich auf keinen Fall werden.
„Nimm mich in deinem Boot mit hinaus auf das Wasser. Du siehst ja die Menschen, die mir folgen. Wenn ich da in der Mitte des Sees bin, kann ich besser zu ihnen sprechen.“
Der Mann, dem das Boot gehörte, sah auf das Netz in seiner Hand und warf dann de anderen Mann an seiner Seite einen Blick zu. Er schien sein Bruder zu sein, das konnte man am Gesicht erkennen. Der nickte und machte dann mit seiner Arbeit weiter. Der Bootsbesitzer legte sein Netz beiseite und stieg dann ebenfalls in das Boot ein. Nicht schon wieder dieses Schaukeln. Ich klammerte mich an der Manteltasche fest und hoffte, nicht hinaus zu fallen. Sollte ich es wagen und mich an den Bootsrand setzen? In dem Moment schaukelte das Boot wieder und ich verwarf den Gedanken. Dafür legte Jesus nun los und begann wieder mit seiner Predigt. Seine Stimme scholl laut über den See und die Menschen am Ufer konnten ihn gut hören. Schließlich beendete Jesus seine Rede und wandte sich wieder an den Mann, der das Boot steuerte.
„Simon Petrus, nimm deinen Bruder und eure Boot. Fahrt dorthin, wo der See tief ist. Dort werft eure Netze aus und fischt.“
Äh, was wollte Jesus da? Mein Kopf schnellte in die Luft und sah Jesus verwundert an. Selbst ich wusste, dass man nachts fischte, weil die Fische am Tag in der Tiefe des Sees verschwanden und für die Netze der Fischer nicht erreichbar waren. Ich schlug mir die Hand an den Kopf und schüttelte diesen dann. Oh man, oh man, was sollte das nur werden?
Ich sah, dass es dem Simon Petrus nicht anders ging. Ein leichtes Zweifeln zog über die Stirn des Mannes. Er hatte die Rede zuvor von Jesus auch gehört. Das Jesus jemand besonderes war, musste ihm also aufgefallen sein. Schließlich räusperte er sich und antwortete Jesus:
„Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet. Die ganze Nacht haben wir auf dem Wasser verbracht und haben keinen einzigen Fisch gefangen. Unsere Netze waren leer.“
Simon Petrus zögerte kurz und fuhr dann fort:
„Aber weil du es sagst, werde ich es tun und die Netze noch einmal auswerfen.“
Gehorsam rief er seinem Bruder zu:
„Andreas, wirf die Netze ins Boot und komm raus. Wir wollen noch einmal auf Fischfang gehen.“
Aha, Andreas hieß also der andere Mann, der jetzt mindestens genauso verdutzt aussah wie zuvor ich und Simon Petrus. Ich musste schon sagen, das Gesicht war wirklich unbezahlbar, so dass ich anfing zu lachen. Mein ganzer Körper zitterte, weil ich so sehr lachen musste. Der Blick war einfach zu köstlich. Aber, Andreas tat, worum ihn Simon Petrus gebeten hatte. Schnell sammelte er die Netze ein und warf sie mit Schwung in sein Boot hinein, schob es hinaus auf das Wasser und stieg dann hinein. Als er bei uns war, fuhren wir gemeinsam hinaus in die Mitte des See Genezareth, dort, wo es am tiefsten war. Die Boote hielten an und lagen nun ruhig auf dem Wasser. Mit einem lauten „Klatsch“ landeten die Netze im Wasser.
Schnell zog ich den Kopf ein, als das kühle Nass hoch in die Luft flog. Bloß nicht nass werden. Als ich mich in Sicherheit wähnte, zog ich den Kopf wieder aus der Tasche und schaute gespannt auf die Netze, die nun ruhig im Wasser lagen. Ich wagte es sogar, heraus zu krabbeln und mich an den Schiffsrand zu setzen. Meine Arme legte ich auf das von der Sonne warme Holz und legte meinen Kopf auf ihnen ab. Mit aufmerksamen Augen betrachtete ich die Enden der Netze. Da würde sich garantiert nichts tun. Nicht bei diesem Sonnenschein. Davon war ich fest überzeugt.
Aber, was war das? Zuckte da etwa das eine Netz? Ich hob erstaunt den Kopf und sah, wie auch die Augen der beiden Fischer immer größer und größer wurden. Sie stürzten förmlich auf die Netze zu und hielten die Enden fest in ihren Händen. Sie schienen einen starken Widerstand zu spüren. Sie lehnten sich weit zurück und versuchten, die Netze herauszuziehen. Es wollte ihnen nicht gelingen. Stattdessen erklang ein anderes Geräusch, das darauf deutete, das die Netze begannen zu reißen. So voll mit Fischen waren sie. Jetzt brach Hektik aus.
„Andreas, komm, zieh noch ein bisschen. Die Netze sind so voll, die reißen uns gleich.“
„Ich versuche es ja, aber es geht einfach nicht.“
„Komm, noch einmal.“
„Simon Petrus, das wird nichts. Lass uns lieber unsere Kollegen rufen, die dort am Ufer stehen.“
„In Ordnung. Das wird besser sein. Sonst verlieren wir die Beute.“
Mit aller Kraft hielten sie den Fang fest und winkten den beiden Männern um Ufer zu, dass sie doch kommen mögen, um ihnen zu helfen. Es dauerte nicht lange, dann waren die Netze gerettet und die Fische auf die Boote verteilt. Aber was geschah jetzt? Mit jedem Fisch, der noch in die Boote kam, sanken diese tiefer in das Wasser. Hey, jetzt reichte es aber an Fishcen. Die sorgten noch dafür, dass die Boote sanken. Hallo, kein Fisch mehr rein. Nein, nein, nein, das durfte nicht sein. Halt! Oh man, das Wasser rückte immer dichter an den Bootsrand heran. Was sollte ich jetzt nur tun? Rasch sprang ich auf und hüpfte wieder in die Manteltasche von Jesus hinein.
„Simon, unser Boot ist voll. Sie sind so schwer, dass sie zu sinken drohen.“
„Du hast recht.“, antwortete Simon Petrus und erschrak angesichts des Wunders, das hier vor seinen Augen geschehen war. Er sah zu den Fischen, die in seinem Boot lagen und schaute dann zu Jesus auf. Ich sah, wie er schluckte und dann warf er sich vor Jesus nieder. Hey, immer langsam, das Wasser schwappte schon hinein. Wieso machte er nur so eine unbedachte Bewegung angesichts der Notlage, in der wir uns befanden?
„Herr, weiche von mir. Ich bin doch nur ein Sünder und deiner nicht wert.“
Ah, er hatte scheinbar erkannt, das dort nicht irgendein Prediger vor ihm stand, sondern Gottes Sohn. Vor Ehrfurcht hatte er sich vor ihm niedergekniet und so seine Macht und Stellung anerkannt. Und Jesus? Der sah zu ihm hinunter und sagte dann:
„Habe keine Angst. Von nun an sollst du Menschen fangen statt Fische. Komm und folge mir nach.“
Na, was meinst du? Ist Simon Petrus dieser Aufforderung gefolgt?
Aber sicher ist er das. Und nicht nur er. Auch sein Bruder Andreas war von nun an mit dabei. Und die anderen Fischer Jakobus und Johannes ebenfalls. Im Laufe der nächsten Tage kamen noch Phillipus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, Thaddäus, Simon der Kananiter, und Judas Ischariot dazu. Damit hatte Jesus nun 12 Jünger, also Begleiter, die immer mit ihm waren und ihm gehorchten.