Geschichte Woche 26
Nach Johannes 3, 1-13
Wir hatte eine lange Sommerpause, oder? Hast du das schöne Wetter auch so genossen wie ich? Herrlicher Sonnenschein, kühlendes Eis, Fahrtwind beim Fahrradfahren und immer wieder ein kühles Lüftchen. Und abends natürlich länger aufbleiben. Einfach wunderbar, findest du nicht auch?
Aber nun ist wieder Kinderstundenzeit und da wollen wir mit einem neuen Thema starten. Keine Sorge, wir bleibe bei Jesus. Aber die letzten Wochen haben wir uns angeschaut, was Jesus alles konnte, welche Macht er hatte und was für Wunder er an den Menschen getan hat. In den nächsten 9 Wochen werden wir von verschiedenen Menschen hören, die Jesus begegnet sind. Sie sind ganz verschieden und wir können so viel daraus lernen.
Heute lernen wir jemanden kennen, der eigentlich zum Hohen Rat der Juden gehörte. Der Hohe Rat setzte sich aus Priestern, Ältesten und Pharisäern, auch Schriftgelehrte genannt, zusammen. Er funktionierte ungefähr so, wie ein Gericht heutzutage. Vom Hohen Rat wurde sozusagen geurteilt, wer was falsch oder doch richtig gemacht hatte. Der Glaube und das alltägliche Leben waren damals sehr eng miteinander verbunden. Heute ist das ein bisschen anders. Unser Gesetzbuch ist nicht die Bibel, sondern jedes Land hat ein eigens, wo alle Regeln darin stehen.
Nun, dieser Mann, den ich euch nun vorstelle, er gehörte diesem Hohen Rat an. Er war ein Pharisäer, das bedeutete, er kannte sich in den Gesetzen der Bibel, die Gott Mose gegeben hatte für sein Volk, sehr gut aus. Ja, er lehrte, also predigte sogar darüber. Er hieß Nikodemus. Ich hatte ihn schon einmal gesehen, vermutlich irgendwo im Tempel, aber verwundert war ich doch, als er da so vor Jesus stand. Erstaunt sah ich mich um. Es war dunkel. Überall in den Fenstern der Häuser um uns herum flackerten die Lichter der Öllampen und am dunklen, aber klaren Himmel funkelten die Sterne, dass es nur so glitzerte.
Eine herrliche, laue Nacht war es und ich hatte mich entspannt neben Jesus gesetzt, als plötzlich wie aus dem Nichts dieser Nikodemus aufgetaucht war. Immer wieder schaute er ängstlich um sich. Er schien sich vergewissern zu wollen, dass ihn niemand sah. Meine Stirn kräuselte sich. Er wollte nicht mit Jesus gesehen werden? Aber wieso? Nur weil er eigentlich der feindlichen Seite angehörte? IN der letzten Zeit war der Hohe Rat Jesus nicht gerade wohlgesonnen gewesen. Und da kam ausgerechnet einer aus dem feindlichen Lager? Was wollte er? Wollte er Jesus ausspionieren? Ihn aushorchen, um es dann gegen ihn zu verwenden? Ich verschränkte meine Arme vor dem Bauch. Na, der sollte nur kommen, dachte ich so bei mir, dem werde ich es zeigen, wenn auch nur ein Wort falsch verwendet werden würde.
Nikodemus räusperte sich verlegen und sagte dann leise, aber gut verständlich:
„ Rabbi (das heißt: Lehrer), wir wissen, dass du von Gott kommst. Das, was du alles an Zeichen und Wundern tust, dass kann kein Mensch, das kann nur göttlich sein.“
Jesus hatte ihm ruhig zugehört und ich dachte: Na endlich, wenigstens einer, der es begriffen hatte und verstand. Ich war nun gespannt, was Jesus wohl sagen würde.
Jesus sah Nikodemus an und sagte
„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen!“
Meine eigene Verwunderung zeigte sich in dem riesigen Fragezeichen auf dem Gesicht des Pharisäers. Unverständnis über die Worte wechselten ab mit einem verzweifelten Versuch, die Worte zu verstehen. Vorsichtig wählte er seine Worte, die er Jesus entgegenete:
„Aber wie kann denn das gehen, dass jemand wieder geboren werden kann, wenn er sein Leben schon gelebt hat? Er kann doch nicht wieder zurück in den Bauch der Mutter gehen, um dann noch einmal geboren zu werden?“
Jesus antwortete geduldig:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht mit Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen.“
Jesus sagte noch mehr, aber ich konnte nicht so ganz zuhören, da ich langsam verstand, was Jesus sagen wollte. Mit seinen Worten meinte Jesus, dass unser Leben rein und sauber werden sollte und durch die Veränderung ein neuer Mensch zum Vorschein kommen müsste, damit der Mensch einmal bei Gott sein konnte. Er sprach hier also von Buße und der Umkehr. Am liebsten hätte ich Nikodemus vor Aufregung über meine Entdeckung an den Schultern gepackt und durchgeschüttelt, um ihm mitzuteilen, was mit gerade bewusst geworden war. Aber das konnte ich ja nicht. Ich hoffte, das Nikodemus auch verstand, was ich begriffen hatte. Dem war aber nicht so, denn auf Jesu Worte erwiderte er:
„Wie kann das geschehen?“
Nun wunderte sich Jesus und ich vermutete, dass auch ein leichtes Ärgern dabei war, als er antwortete:
„Du bist doch ein Lehrer, der das Gesetz und die Schriften sehr gut kennt. DU gibst die Worte weiter und verstehst das nicht? Wir geben euch weiter und bezeugen euch Gott, aber ihr glaubt ihm nicht. Wenn ich euch schon das Irdische erkläre und ihr wollt es nicht begreifen, wie soll es dann erst mit den himmlischen Dingen sein? Diese Weisheit besitze nur ich, der ich vom Himmel herab gekommen bin.“
Jesus kritisierte hier nicht nur den Nikodemus. Nein, er sprach vom gesamten Volk Israel. Wie oft hatte er den Menschen schon erzählt, was wichtig war und das er Gottes Sohn war. Geglaubt hatten das aber nur einige wenige. Und wie ist es mit dir?