Geschichte Woche 18
Nach Markus 6,30-44
Puh, ich kann dir sagen, eine anstrengende Zeit lag hinter mir. Nachdem Jesus die Tochter des Synagogenvorstehers wieder lebendig gemacht hatte, schickte er seine Jünger immer zu zweit los. Sie sollten von Jesus weitersagen, Gottes Werk verkündigen und ebenso wie Jesus Kranke heilen. Er selbst gab ihnen das Recht und die Kraft dazu. Et voila, genau das taten dann die Zwölf. Das waren vielleicht Tage, kann ich dir sagen. Anstrengend. Menschenmassen ohne Ende und an manchen Tagen blieb noch nicht einmal die Zeit, etwas zu essen. Vom Schlafen mal ganz zu schweigen. Es wurde jeden Tag spät und morgens standen wir schon vor dem ersten Hahnenschrei auf. Wir liefen uns die Füße wund, schufteten ohne Ende und waren irgendwann so erschöpft, dass sogar das Sprechen uns schwer fiel.
Müde kämpften wir uns zu Jesus zurück, nachdem unser Auftrag erfüllt war. Dort angekommen berichteten wir Jesus von allem, was was wir getan und erlebt hatten. Bis in das kleinste Detail erstatteten wir Bericht. Unsere Augen wurden dabei immer kleiner und unsere Körper begannen gegen die Anstrengungen zu rebellieren. Die Füße schmerzten. Nein, sie qualmten sogar. Kannst du die Rauchschwaden erkennen, wie sie von unseren Zehen aufstiegen? Nach all unseren Worten blickten wir erwartungsoll zu Jesus. Würde er uns loben für unseren Dienst? Würde er uns auf die Schulter klopfen? Jesus sah uns mitleidig und mitfühlend an. Schließlich sprach er:
„Kommt mit, wir gehen an einen ruhigen Ort, wo wir mehr für uns sind. Es waren viele Menschen, denen ihr gedient habt.“
Erleichtert, endlich ein wenig Erholung finden zu können, stieg Jesus mit seinen Freunden in ein Boot und für an das andere Ufer. Hier sollte es was werden mit der Entspannung. Ich fand ja schon die Bootsfahrt eine Oase der Ruhe. Ich legte mich vorn der Länge nach in das Boot und hob meine Arme unter meinen Kopf. Dann schloss ich die Augen und genoss den schönen, wärmenden Sonnenschein, der auf uns begleitete. Ach, wie herrlich das doch war. Am liebsten hätte ich darum gebeten, das Schiffchen mitten auf dem See anhalten zu lassen und einfach vor uns hinzutreiben. Das wäre wundervoll. Wohlig seufzte ich auf und atmete dann langsam aus. So ließ es sich leben. Aber dann öffnete ich einen Moment später die Augen, da mir ein kleines Tierchen auf der Nase herum tanzte. Ich versuchte, es wegzuwedeln, doch das störrische Wesen machte einfach weiter, was es wollte. Doch das Öffnen der Augen war ein Fehler, denn dadurch sah ich, was sich am anderen Ufer abzeichnete. Und ich kann dir sagen, das Gegenteil von Ruhe wartete auf uns. Fast ein wenig Verzweiflung machte sich in mir breit. Das durfte doch nicht wahr sein. Da suchte man einmal die Einsamkeit und was geschah? Die Menschen hatten nichts besseres zu tun, als uns zu verfolgen. Scheinbar hatten sie gesehen, dass wir ins Boot gestiegen waren und hatten sich aufgemacht, dass andere Ufer zu entern.
Ich drehte mich auf meinen Bauch und strampelte mit meinen Füßen. War ein bisschen Ruhe denn zu viel verlangt? Keine Sorge, ich hatte mich beruhigt, bis wir am Ufer angekommen waren. Aber am meisten erstaunte mich Jesus. Er war doch auch müde von all der Anstrengung, die mit seinem Dienst verbunden war. Und doch wurde sein Blick immer weicher, als er die vielen Menschen betrachtete. Wir konnten förmlich sehen, wie ihm das Herz in den Händen brannte. Sein Lächeln vertiefte sich und er ging den Menschen voraus. Er führte sie auf eine grüne Wiese und bat:
„Setzt euch. Ich habe euch vieles zu sagen. Mein Herz ist voll.“
Und genau so geschah es. Eine zuvor noch unberührte grünende und blühende Wiese verwandelte sich nun in ein buntes Meer an wimmelnden Punkten. Kaum saßen die Anwesenden, wohl gemerkt auch die Jünger, wurde es so still, dass nur noch leise Plätschern des Seewassers und das Summen und Brummen der Bienen zu hören war. Nun konnte Jesus reden und jeder verstand, was er sagte. So schritt der Tag Stunde um Stunde voran. Immer noch saßen die Menschen vor Jesus und hörten ihm zu.
In diesem Moment erschrak ich. Ein lautes Grummeln ertönte von unter mir. War das etwa ein Erdbeben. Nein, das konnte nicht sein. Dann hätte die Erde auch gewackelt. Ratlos schüttelte ich den Kopf und sah dann wieder zu Jesus. Aber...da war es schon wieder, dieses Blubbern und Grummeln. Woher kam es nur? Ich schärfte meine Ohren und beim nächsten Mal...oh, oh, jetzt wusste ich, was das Geräusch verursachte. Es war mein Magen, der vor Hunger knurrte. Verlegen hielt ich mir meine Hände auf den Bauch. Ups, das war aber peinlich. Die Hitze stieg in mir auf und ich bemerkte, dass es nicht nur mir so ging. Das Geräusch trat auch auf, wenn es nicht mein Magen war, der vor sich hin gurgelte. In der Menge hielt sich dann der ein oder andere den Bauch und schaute verstohlen um sich. Er hoffte wohl, niemand hätte diesen unvermeidbaren Ton gehört.
Die Jünger schienen es ebenfalls zu bemerken, denn sie sahen einander an. Irgendwann, nachdem sie sich immer wieder gegenseitig angestoßen hatten, räusperte sich der erste und sagte leise zu Jesus:
„Herr, lass die Menge gehen. Es wird schon Abend und wir sind hier an einem einsamen Ort.“
Der nächste stimmte nun ein und ergänzte:
„Wenn sie jetzt gehen, dann schaffen sie es noch in die Städte und Dörfer, um sich dort etwas zu essen zu kaufen.“
Und der dritte gab auch noch ein Argument preis:
„Wir sind hier an einem verlassenen Ort. Hier gibt es keinen Laden, keinen Markt, einfach nichts, wo Nahrung zu finden wäre.“
Jesus hörte sich geduldig die Worte an, die seine Jünger vorbrachten, um die Leute nach Hause zu schicken. Als sie geendet hatten, sah Jesus sie an und antwortete ihnen:
„ Gebt IHR ihnen zu essen.“
Die Jünger sahen einander an. Meinte er das gerade ernst? Sie waren doch heute erst von ihrem Auftrag zurück gekehrt. Zeit war da gar nicht geblieben, noch Essen zu kaufen. Und schon gar nicht so viele. Aber sie konnten natürlich auch sich selbst auf den Weg machen, dann könnten die Leute Jesus weiter zuhören und dann in aller Ruhe nach Hause gehen, wenn Jesus fertig war. Aber wer sollte Jesus das anbieten? Wieder unruhige Blicke hin und her, bis es schließlich Phillipus wagte:
„Sollen wir in die Stadt gehen und dort für 200 Denare Brote kaufen? Dann könnten wir ihnen zu essen geben.“
Jesus schüttelte nun den Kopf und fragte:
„Wie viele Brote habt ihr? Geht zu den Menschen hier und fragt nach.“
So schlängelten sich dann zwölf fragende Jünger durch die Menschenmenge. Sie schienen sehr zu zweifeln, dass sie überhaupt etwas finden würden. Das konnte ich an ihren gerunzelten Stirnen sehen. Aber sie taten, was Jesus ihnen gesagt hatte. Nach einer ganzen Weile waren sie wieder auf dem Weg zurück zu dem Platz an Jesu Seite.
„Wir haben alle gefragt.“, begann Andreas zu erzählen, „wir haben nur einen Jungen gefunden. Dieser hat 5 Brote und 2 Fische mit dabei. Mehr war nicht zu finden.“
Jesus nickte und antwortete:
„Dann lasst die Menschen sich nun in Gruppen von 50 und 100 Leuten zusammensetzen.“
Oh, das war gut, dann konnte man viel besser an alle herankommen. Wunderbar. Für Ordnung war schon einmal gesorgt. Es dauerte ein kleines bisschen, bis sich alle sortiert hatten, aber dann sah es doch sehr gut aus. Die Jünger gaben Jesus nun die Brote und die Fische.
Ich runzelte die Stirn. Ja, da war das Essen nun. Aber wie sollten die paar Brote denn für all diese Menschen reichen. Das waren allein 5000 Männer, die hier vor uns saßen; die Frauen und Kinder noch nicht einmal eingerechnet. Selbst wenn wir die Brote halbieren würden, dann reichte es nicht für alle. Jesus fuhr aber unbeirrt fort. Er nahm das Essen und sah zum Himmel hoch. Ich hörte, wie er mit seinem Vater redete. Er dankte ihm für die Gaben. Und dann? Er griff zum Brot und brach es in viele, viele kleine Stücke. Ebenso den Fisch. Hm, mehr konnten nun etwas abbekommen. Aber würde es reichen?
Jesus schickte nun seine Jünger los, dass sie die vielen Brocken und Stücken verteilten. Emsig waren sie nun an der Arbeit. Sie gingen von Gruppe zu Gruppe, gaben, was sie hatten und kamen am Ende mit erstaunten Gesichtern wieder zurück. Ja, was war das denn? Sie hatten ja immer noch was übrig. Argwöhnisch betrachtete ich die Menschen. Hatten sie wirklich alle was bekommen? Sie sahen zumindest nicht mehr hungrig aus. Aber wie ging denn das? Ich sah zu Jesus. Hatte er gerade das Essen vermehrt? Mein Blick wanderte wieder zu den Jüngern zurück.
„Was machen wir nun mit den Resten?“, fragte einer.
Schulterzuckend sahen sie einander an.
„Vielleicht sollten wir sie zuerst einmal alle einsammeln. Danach können wir immer noch entscheiden, was wir damit machen.“
Und so machten sie es. Ein Korb nach dem anderen füllte sich bis zum Rand. Meine Augen wurden größer und größer. Das konnte doch nicht wahr sein. Aus 5 Broten und 2 Fischen war so viel Essen entstanden, dass mehr als 5000 Menschen satt geworden und 12 Körbe übrig geblieben waren. Wahnsinn, Jesus war echt ein ganz besonderer Mensch. Der Sohn Gottes, der sich um jeden Menschen sorgt und kümmert, egal welche Not es auch war.