Geschichte Woche 11
Nach Markus 1,29-39
Kannst du dich noch an die letzte Geschichte erinnern? Ja? Sehr gut. Dann weißt du auch bestimmt noch, welche Tageszeit es war, oder? Das der Besessene uns in der Synagoge störte, war am Morgen geschehen. Nun ging es aber noch weiter. Schließlich ist dein Tag auch nicht gleich am Morgen nach dem Frühstück beendet, oder? Siehst du, bei uns auch nicht. Weißt du, die ersten Jünger Jesu waren auch in der Synagoge, als das alles geschehen war. Als endlich wieder Ruhe in die Versammlung einkehrte und die Stunde zu Ende gebracht worden war, lud Petrus Jesus und die anderen drei in sein Haus ein.
Gut, Andreas musste er nicht unbedingt einladen, schließlich war er sein Bruder. Aber Petrus hatte auch schon eine eigene Familie und wohnte mit seiner Frau unter einem Dach. Andreas wird dann wohl kaum auch dort gewohnt haben. Also bekam auch er eine Einladung. Dankbar nahmen Andreas, Jakobus und Johannes die Bitte an und so wurde sich angeregt über die Geschehnisse in der Synagoge unterhalten. Ich muss sagen, irgendwann konnte ich nicht mehr richtig zuhören und alles behalten habe ich auch nicht, aber ich glaube, es lief so ab:
„Was sagt ihr zu diesem Mann?“,erkundigte sich Andreas, der immer noch sichtlich mitgenommen schien. „War das nicht ein erschreckendes Erlebnis?“
„Wieso denn erschreckend?“, hakte Jakobus nach. „Ich finde es sehr beruhigend und ermutigend zu wissen, einen so gewaltigen Herrn an der Seite zu haben. Ihr nicht?“
Nachdenklich nickten die anderen ihm zustimmend zu. Mit auf den Boden gerichteten Blicken grübelten sie weiter. Ich konnte sehen, wie sehr es sie beschäftigte, mit welcher Kraft Jesus das Machtwort gesprochen hatte. Jesus hatte keinen Hokus Pokus veranstaltet, damit dieser unreine Geist den Mann verließ. Nur ein Befehl hatte genügt und der Geist hatte getan, was er verlangte. Solch eine Macht und Kraft besaß nur einer. Weißt du, wen ich meine? Genau, Gott allein. Und da Jesus zu Gott gehörte, ja, ein Teil Gottes war, besaß auch er diese Macht.
Sie kamen am Haus von Petrus an und kaum waren sie eingetreten, erschien eine Frau aus dem hinteren Raum. Ihr Gesicht war sorgenvoll auf Petrus gerichtet. Dieser sah seine Frau bedauernd an, ging auf sie zu und drückte sie.
„Ist es immer noch nicht besser?“, fragte er seine Frau leise. Sie schüttelte den Kopf und eine Träne kullerte ihre Wange hinunter. Was war denn nur hier los, dass die arme Frau weinen musste. Jesus musste es auch gesehen haben. Ich konnte sehen, wie er mit der Frau mitlitt.
„ Die Schwiegermutter von Petrus ist krank. Sehr krank.“, raunte Andreas Jesus zu.
Johannes hakte nach.
„Was genau hat sie denn? Ich hatte schon gehört, dass sie krank ist. Aber keiner konnte sagen, was genau los ist.“
Dieses Mal antwortete Petrus, der scheinbar mitbekommen hatte, was getuschelt wurde.
„Meine Schwiegermutter hat schon seit einiger Zeit Fieber. Es wird einfach nicht besser und inzwischen ist es kein leichtes Fieber mehr. Über Nacht ist die Temperatur stark gestiegen. Wenn es nicht bald sinkt, dann wird sie sterben.“
Erschrocken sahen sich die Jünger untereinander an. Oh nein, das waren keine guten Nachrichten. Konnte es denn heute noch schlimmer werden, als es sowieso schon war? Erst das mit dem Besessenen und jetzt auch noch eine todkranke Schwiegermutter. Aber stopp mal. Ja, natürlich, das war die Lösung. Ich sprang auf und versuchte, Petrus deutlich zu machen, was ich ihm sagen wollte, doch er sah mich nicht. Oh man, warum war ich nur so klein? Die rettende Idee brannte mir auf der Zunge und ich wollte sie so gerne loswerden, konnte es aber nicht, weil mich niemand bemerkte. Doch den Jüngern schien selbst einzufallen, was mir gerade durch den Kopf gegangen war.
„Jesus“, begann Petrus, „du kannst ihr doch sicherlich helfen. Das, was du heute in der Synagoge getan hast, zeigt, dass du die Vollmacht hast. Du bist der Messias, von dem schon in den alten Schriften gesagt wurde, dass er Kranke heilen wird. Bitte, Herr, hilf meiner Schwiegermutter.“
„Ja, Jesus,“, stimmten die anderen drei mit ein, „bitte hilf ihr.“
Na, scheinbar war nicht nur ich ein kluges Köpfchen. Zustimmend nickte ich und blickte Jesus erwartungsvoll an. Was würde er machen? Was würde er sagen? Auch die Jünger Jesu, Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes warfen ihre bittenden Blicke zu Jesus hin. Gespannt warteten wir alle nun auf eine Reaktion von Jesus. Dieser nickte nur und ließ sich dann von Petrus‘ Frau zu der kranken Mutter führen. Voller Hoffnung gingen wir alle hinterher. Naja, ich ging nicht, sondern ließ mich wieder einmal transportieren, aber ich war auf jeden Fall mit dabei. Da wollte ich doch unbedingt dabei sein.
Voller Hoffnung sahen die Männer auf Jesus, der sich an das Krankenbett stellte. Ohne viele Worte beugte er sich über die arme Frau, die vor Fieber nur so glühte. Er nahm ihre Hand in die seine und half ihr, sich aufzurichten. Und was soll ich sagen, kaum saß sie ihrem Bett, konnte man förmlich zu sehen, wie das Fieber aus ihrem Körper wich. Ihre zuvor fiebrig roten Wangen bekamen einen gesunden Farbton und die sonstige Blässe wich einem auflebendem Rosa. Die Schwiegermutter von Petrus schlug die Augen auf und blickte erstaunt um sich. So viele Menschen standen um ihr Bett herum. Was war geschehen? Und dann schien auch sie zu verstehen, wie krank sie gewesen war, aber auch, dass sie nun wieder gesund war. Ihre großen Augen richteten sich auf den Mann direkt neben ihr. Ich glaube, sie begriff, wer das war und das dieser Jemand sie auch gesund gemacht hatte. Dankbar sah sie ihn an und stand dann auf. Sie drehte sich zu ihrer Tochter um und sagte dann:
„Komm, wir wollen das Essen vorbereiten.“
Mir klappte die Kinnlade herunter. Diese Frau war wirklich erstaunlich. Eben gerade hatte sie hier noch völlig kraftlos gelegen, nieder gestreckt vom Fieber, dass ihren Körper gepackt hatte. Und jetzt stand sie auf, als ob nichts geschehen wäre und ging wieder ihren Tätigkeiten nach. Was mich aber noch mehr erstaunte, war die Heilung dieser Frau. Eine einzige Berührung Jesu hatte ausgereicht, um das starke Fieber zu vertreiben und die Schwiegermutter gesund zu machen.
Welch eine Macht besaß Jesus doch. Ich konnte sehen, dass auch Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes ihr Staunen nicht verbergen konnten. Sie hatten ja schon erlebt, was Jesus zu tun im Stande war, aber für sie war nun einen neue Stufe der Bewunderung und Ehrerbietung in ihnen erwacht. Sie hatten erlebt, dass Jesus Herr über die Tierwelt war, als er ihnen einen Fischfang ungeahnten Ausmaßes bescherte. Dann hatten sie erlebt, wie er sich auch mächtiger als die Geister erwies und nun war er sogar der Herrscher über Krankheit. Ja, wahrlich, Jesus war eines Königs würdig.
Aber wenn du dachtest, dass war es scon für den heutigen Tag, dann hast du falsche gedacht. Nein, am Abend dieses Tages, als die Sonne untergegangen war und die Dunkelheit herein brach, wurde es an der Tür plötzlich lauter und viele verschiedene Stimmen drangen an unsere Ohren. Vielleicht erinnerst du dich, dass gerade der Sabbat stattfand, also der Ruhetag zu Gottes Ehre. An diesem Tag war es nicht erlaubt, weite Strecken zu gehen. Deshalb wurde es erst Abends wieder lebendig auf den Straßen, denn dann war der Sabbat vorbei. So auch heute.
Petrus erhob sich von seinem Platz, um zu sehen, was diese Unruhe verursacht hatte. Er ging an das Fenster und sah dort eine riesige Menschenmenge vor dem Haus stehen, die ihm bald die Tür einzurennen versuchte. Es waren Kranke und Besessene unter ihnen, gestützt oder festgehalten von Verwandten. Petrus wandte sich zu Jesus und sagte:
„Ich glaube, diese Menschen wollen zu dir, Jesus. Da sind so viele Menschen, anscheinend hat sich dein Wirken in der Synagoge schon herumgesprochen.“
Und Jesus ging zu den Menschen, heilte die Kranken und vertrieb die unreinen Geister, die versuchten, die Menschen zu knechten. Das dauerte natürlich auch ein Weilchen und irgendwann kämpfte ich so sehr mit der Müdigkeit, dass ich mich gar nicht mehr auf meinen kleinen, wackeligen Beinchen halten konnte. Wann würde das nur ein Ende nehmen? Endlich, die Nacht war schon weit hereingebrochen, war auch der letzte versorgt und ich ließ mich tief seufzend in mein Bettchen sinken.
Ich hatte aber noch nicht lange geschlafen, dafür aber tief und fest, als Jesus sich wieder erhob. Hundemüde hob ich nur ein Augenlid an, schaute aus dem Fenster und sah, dass die Sonne gerade erst am Horizont ihr Licht anwarf. Och nein, nicht jetzt schon aufstehen. Was hatte Jesus jetzt schon wieder vor? Mühsam rappelte ich mich auf, kroch schnell in meine Sachen und eilte schnell zu Jesus, um den Aufsprung nicht zu verpassen. Hach, wie schön ruhig war es jetzt doch noch so früh am Morgen. Die Kühle des Morgens machte mich langsam wach und ich war nicht erstaunt, dass Jesus sich nun die Einsamkeit und die Ruhe suchte. Sicher wollte er einfach die Stille genießen. Ha, wenn du wüßtest. Nein, nein, Jesus suchte diesen Ort auf, um mit Gott zu reden. Er betete und ich konnte sehen, wie er aus dem Gebet mit seinem Vater neue Kraft gewann. Gespannt hörte ich zu.
„Ach, hier bist du, Herr.“
Wow, meine Güte, hatte ich mich erschrocken. Vor Schreck war ich beinahe von Jesu Schulter gefallen. Gerade so konnte ich mich noch an seinem Kragen festhalten und zappelte nun wie wild mit meinen Beinen, um wieder hochklettern zu können. Als ich es endlich geschafft hatte, warf ich einen blitzenden Blick aus der Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Da stand Petrus. Also wirklich, Petrus, musste das ernsthaft sein, mich so zu erschrecken? Bockig verschränkte ich die Arme vor meinem Brustkorb und schmollte vor mich hin.
„Jesus, die Straßen der Stadt sind voll mit Menschen, die dich sehen wollen. Sie suchen dich alle.“
Jesus aber sah Petrus an und sagte dann nur:
„Lass uns auch in die anderen Städte gehen. Schließlich bin ich deshalb gekommen, um allen Menschen das Evangelium zu verkünden.“
Gesagt, getan. Gemeinsam mit Jesus machten sich Jesus und die Jünger auf den Weg, quer durch Galiläa, um den Auftrag Jesu auszuführen.